500 Jahre Bauernkrieg

Im Jahre 2025 jährt sich zum 500. Mal der verheerende Bauernkrieg

Am Palmsonntag, den 9. April 1525 sammelten sich viele Bauern aus Burglauer in einem Wirtshaus zu Münnerstadt und planten einen Überfall auf das reiche Kloster Bildhausen, Die Amtsleute hatten für das Kloster eine Wache von um die 150 Mann zusammengerufen. Die angreifenden Bauern hatten ein Stärke von um die 300 Mann. Angeführt wurden die Bauern von Hans Schnabel und Hans Scharr.

Am 22. April griffen die Bauern das Kloster Wechterswinkel an. In der Folgezeit kam es zu Plünderungen in Dörfen und Städten in ganz Rhön-Grabfeld. Die Unruhen verlagerten sich immer mehr nach Thüringen. Ab 2. Juni wurde Meiningen zum Hauptziel der Bauern. Immer verfolgt von den Soldaten des Würzburger Bischofs. Schließlich wurde auch das Schloss Wolzogen in Mühlfeld geplündert.

Aus den Heimatblättern Mellrichstadts | April 1932

Der Bauernkrieg im Streugrund

Max Schliermann, Oberlehrer in Würzburg.

Am Palmsonntag, den 9. April 1525 versammelten sich viele Bauern aus Burglauer in einer Schenke zu Münnerstadt und planten einen Überfall auf das reiche Kloster Bildhausen. Die würzb. Amtsleute der benachbarten Ämter legten auf Bitten des Abtes eine Schutzwache von 150 Mann ins Kloster. Als aber am Mittwoch nach Palmsonntag ein Bauernhaufen aus Münnerstadt, Burglauer und anderen Orten, an 300 Mann stark, mit Wehren, Trommeln und Pfeifen vor Bildhausen erschien, öffneten die Besatzungsleute die Tore und ließen die Angreifer ein. Hans Schnabel von Münnerstadt, ein Schreiner und Hans Scharr von Burglauer warfen sich zu Hauptleuten auf.

Vorstellung der Neustädter Amtspersonen bei den Bauern blieben erfolglos; die Hauptleute nahmen vielmehr die Verwaltung des ganzen Klosters in ihre Hände, stellten Wachen aus und hielten Straßen, Furten und Schläge Tag und Nacht in guter Hut um gegen einen Überfall gesichert zu sein. Auf ein Ausschreiben liefen ihnen viele Bauern zu, auch die von Neustadt schlossen sich an, wenngleich auch der Rat ziemlichen Widerstand gegen solche Verbrüderung zeigte.

Inzwischen hatte der Fürstbischof Konrad III. v. Thüngen nach Würzburg einen Landtag für den 1. Mai 1525 ausgeschrieben. Um sich über die Forderungen für diesen zu besprechen, trafen sich am Samstag, 6. Mai die Abgesandten der oberländischen Städte und Flecken und des Bauernhaufens von Bildhausen am 22. April in Neustadt. Das Bildhäuser Lager hatte den Kanzler des Bauernheeres, den Pfarrer Mich. Schrimpf v. Wermerichshausen, zu der Tagung abgeordnet. Man beschloss, den bischöflichen Landtag und seine Beschlüsse vor weiteren Handlungen abzuwarten. — Eine Einigung jedoch kam nicht zustande. — Der Haufen zu Bildhaufen hatte sich mit anderen Bauernhaufen aus Frauenroth und Kloster Hausen bei Kissingen verbrüdert und zog am 22. April über Unsleben nach Wechterswinkel. In Unsleben wurde die Kirche niedergebrannt, die hl. Gefäße und die geweihten Hostien wurden entweiht. Das Kloster Wechterswinkel wurde am selbigen Tage noch eingenommen. Durch großen Zulauf vermehrt, schlug man das Lager um die Kloster Gebäude mit zahlreichen Zelten auf und brachte aus den Städten Geschütz, Pulver, Blei und anderen Bedarf eines Feldlagers, besetzte die Ämter mit Hauptleuten und ihren Trabanten, wie Leutnants, Weibeln, Fähnrichen, Furieren, Pfennigmeistern, Wachtmeistern usw. Etliche Schreien aus dem Haufen beschuldigten die Führer, daß sie es besser hätten und manches geheim abmachten, das alle Brüder wissen sollten. Darauf wurden aus jeder Stadt und jeder Zent zwei in den Rat aufgenommen.Jenseits der Rhön hatte ebenfalls der Aufruhr Fuß gefasst. In der Stadt Fulda hatten die Bürger in der Osterwoche vier Stiftskirchen verwüstet. Der Stiftsverweser Johannes v. Henneberg war notgedrungen in die Brüderschaft der Bauern eingetreten und hatte deren 12 Artikel unterschrieben.

Die Klöster auf den Bergen rings um die Stadt gingen in Flammen auf. Fuldische Aufständische hatten sich auch Fladungen genähert. Als das Schießen von den Türmen der Stadt nichts half, sammelten sich die Fladunger Einwohner um ihr Kriegsbanner und rückten den Eindringlingen zu Leib, worauf diese abzogen. Durch diesen bewaffneten Widerstand (17. April 1525) gegen die Aufrührer zeichnete sich Fladungen vor allen Orten des Hochstifts aus. Doch nur vorübergehend! Wie es dem Adel erging, der unter die Bauern fiel, zeigt ein Brief des Wilh. v. Schaumburg zu Thundorf, aus dem einige Stellen hervorgehoben werden sollen:

„Als ich am 16. April zu Paul Truchseß v. Unsleben reiten wollte, haben mich die Bauern beim Schloss auf dem freien Weg gehemmt und Wagen über die Gassen gezogen und mich mit 80 Mann überfallen, mich eine Stunde aufgehalten. Manche wollten mich erschießen, manche setzten mir den Spieß unter den Arm“ etliche schrien: „Stecht ihn tot! Sie wollten mich erstechen und mir Pferd und Harnisch nehmen.“ Sie sagten: „Es lügt einer wie der andere und jeder ist ein Schalk!“ Der Junker konnte nur Leben und Freiheit retten, indem er gelobte, nichts gegen die Bauern zu unternehmen. So ist es denn begreiflich, dass zahlreiche Adelige zu den Bauern schworen, so auch die Gauerben auf der Salzburg, die durch die Bauern von Salz, Mühlbach, Heustreu, Hollstadt, Brend und Herschfeld bedroht wurden.

Dass es manchen Adeligen mit ihrem erzwungenen Gelöbnis nicht ernst war, beweist der genannte Wilhelm v. Schaumburg. Er machte Bischof Konrad den Vorschlag: „Mich deucht, wenn man die Bauern, so zu Bildhausen liegend, schlagen wollt; so wollte ich sie aus dem Wald locken und für (vor) mich bringen, dass sie mir vor das Haus zögen. Da liegen sie dann in einem ebenen Felde, darin desto besser ohne Schaden abzurechnen wäre.“ Die Verunglimpfungen, die die Adeligen von den Bauern erleiden mussten, machten sie reichlich wett, als sich das Blatt gewendet hatte.

Der Bauernhaufen zu Bildhausen räumte am 7. Mai das Kloster und lagerte sich neben Münnerstadt. Am 10. Mai befand sich das Hauptlager zu Mellrichstadt, woselbst ein Schreiben des Rates v. Würzburg um Unterstützung einlief. Nach langer Beratung war man einig, in Mellrichstadt einen Haufen zum Schutze des Oberlandes zurückzulassen, den großen Haufen aber unter Führung der Hauptleute nach Würzburg zu schicken. Am 15. Mai nahm der Haufen einen Weg nach Schweinfurt. Dort lagerte man außerhalb der Stadt, die Hauptleute aber, die alle Kleinode des Klosters Bildhausen bei sich hatten, fanden ihre Herberge in der Stadt. Statt nun nach Würzburg weiter zu rücken, stürmten sie alle Burgen bis in die Gegend von Ebern. Auf dringliche Hilferufe der Bauernhaufen von Mellrichstadt und Meiningen zogen sie auf einem andern Wege wieder heimwärts. Am 25. Mai waren sie vor Königshofen i. Grabfeld. Allgemach griff Panik im Bauernhaufen um sich. Feinde von außen, Zwiespalt im Innern lähmten weiteres Tun. Der seitherige Schultheiß des Lagers, der Goldschmied Heinrich Kempfuß von Römhild fand plötzlich, dass sein böser Schenkel ihn amtsuntauglich machte und ließ sich seines Amtes entbinden. An seine Stelle wurde Joh. Merten, Stadtschreiber von Königshofen, gewählt. Kempfuß konnte der Vorwurf nicht erspart bleiben, dass er sich mit dem Grafen Wilh. von Henneberg versöhnt habe. Wilh. v. Henneberg hatte erst sich mit den Bauern verbrüdert, dann schloss er sich den Adeligen an. Besonders laut rief jetzt Fladungen um Verstärkung.

Ende April hatte es auch der Bauernsache zugeschworen. Am 2. Juni forderten die Fladunger 40 Büchsenschützen und 10 Hakenbüchsen mit einer halben Tonne Pulver zur Verteidigung ihrer Mauern. Auch in den Mauern Mellrichstadts sammelten sich die aufrührerischen Bauern. Am 15. April begannen sie die Arbeit. Sie bereinigten sich mit dem Bildhäuser Haufen und zogen gegen Henneberg. Graf Wilh. v. Henneberg hatte die Burg längst verlassen und war ja schon am Kampfe beteiligt. Klaus Günther, der Torhüter der Henneburg, ließ sich schrecken, öffnete 54 Burgtor und machte sich schleunigst davon. Die wilden Rotten plündere, die Burg und am Samstag, den 13. Mai zündeten sie die Burg an. Nun gings nach Bibra. Hier hatten die Pfarrer der Umgegend die sämtlichen kirchlichen und gemeindlichen Akten aufbewahrt. Auch diese Burg wurde unter den Händen der aufrührerischen Bauern vernichtet. Ein gleiches Schicksal traf die Burgen in Mühlfeld, Schwickershausen und Nordheim bei Rentwertshausen. Als aber um Würzburg die Entscheidung reifte, begannen die Adeligen auch gegen die "Bildhäusern" vorzugehen.

Am 3. Juni rückte Graf Wilh. von Henneberg aus Schloss Maßfeld vor Meiningen. Am gleichen Tage brach der Bildhäuser Haufen vor Mellrichstadt zum Beistand nach Meiningen auf. Nicht weit von der Stadt, am Dreißigackerer Berg, wurden die Meininger Bauern von dem Volke des Grafen angegriffen und 40 Bauern erstochen. Der Kurfürst von Sachsen fiel sie von der anderen Seite an, sodass sie am Abend nach schwerem Geschützfeuer mit großen Verlusten in Meiningen Schutz suchen mussten. Noch in der Nacht ging der Ruf der Bauernführer an alle Orte: Um Gotteswilien, Hilfe: Doch das Spiel war ausgespielt. Fluchtartig eilten die Bauernscharen unter Zurücklassung ihrer Geschütze gegen Mellrichstadt. Alles war in größter Aufregung. „Hauptmann Schnabel wurde auf der Flucht gefangen und dem Grafen von Henneberg übergeben, der ihn in Untermaßfeld einsperrte und später an Fürstbischof Konrad von Würzburg auslieferte. Am 2. Juli mussten Stadt und Amt Mellrichstadt dem Bischof Konrad Huldigung leisten und am 2. und 3. Juli wurden Hans Schnabel von Münnerstadt und Heinrich Rempfuß von Römhild bei den Ziegefhütten in Mellrichstadt (der Garten des Herrn Fritz) hingerichtet. Nebst dem Pfarrer von Kissingen war auch der Pfarrer von Hendungen vor dem Schloss in Mellrichstadt hingerichtet worden.

Da viele Bauern aus dem Amte Mellrichstadt dem Fürstbischof sich nicht auf Gnade und Ungnade ergeben wollten und sich deshalb als Flüchtlinge auswärts aufhielten, erließ der Fürstbischof am Montag nach Andreastag an deren Angehörige das Verbot, denselben Unterschlupf und Hilfe zu gewähren und auch sonst Gemeinschaft mit ihnen zu haben bei Verlust von Leib und Leben. Selbst gedungene Knechte mussten dem Amtmanne angezeigt werden. Mellrichstadt musste empfindliche Strafgelder zahlen. Am 30. Juli 1525 wurden in der Pfarrkirche zu Mellrichstadt 162 fl. Strafgelder gesammelt. Am Freitag nach Skt. Andreas zahlte Mellrichstadt 500 fl. Am Petri (22. 2. 1526) mussten 417 Haushaltungen des Amtes je 2,5 fl. als erste Frist des Entschädigungsgeldes erlegen. Der Bauernkrieg war zu Ende — nun die Folgen.

Deutschland bot in allen Teilen, die der Aufstand durchtobt hatte, einen grauenhaften Anblick. Über 1000 Klöster und Burgen lagen in Schutt und Asche. Hunderte von Dörfern waren abgebrannt, die Felder unbebaut, das Vieh weggeführt, die Witwen und Waisen der mehr als 10000 Erschlagenen und Hingerichteten befanden sich im tiefsten Elend. Die Bauern hatten im Verlaufe des Krieges ihre ursprüngliche Absicht, Besserung ihrer Notlage, ganz aus dem Auge verloren. Wild und blind stürmten sie Zielen entgegen, welche die meisten von ihnen kaum richtig verstanden. Das Reich wollten sie umgestalten, Fürsten und Ritter stürzen, Schlösser, Burgen und Klöster schleifen, ein Reich der heiligen aufrichten, in dem es weder Reiche noch Arme gäbe. Sie verwarfen schließlich jede Obrigkeit.

Die Fürsten erkannten rechtzeitig, dass der Umsturz ihr Dasein bedrohte. Entschlossen gingen sie im gemeinsamen Handeln vor; auf den Unterschied wurde gar nicht geachtet. Mit ihren geübten Landsknechten und Reiterheeren wurden sie mit den Bauern bald fertig. Die Lage der Bauern wurde nun noch schlimmer als vorher.

Quellen:

* August Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit, München 1914.

* Michael Müller, Der Bezirk Mellrichstadt als Gau, Cent, Amt und Gemeinde beschrieben, Würzburg 1879.

* Michael Müller, Franconia sacra, Würzburg 1901.

Link zum Mellrichstädter Heimatblatt
Literaturverzeichnis

>>>  Ulrich Wagner, Quellen zur Erhebung der Bauern in Mainfranken 1525, Würzburg 2012

>>>  Ulrich Wagner, Franz Fuchs, Bauernkrieg in Franken, Würzburg 2016

>>>  Lyndal Roper, Für die Freiheit. Der Bauernkrieg 1525, Frankfurt am Main 2024

>>>  Gerd Schwerhoff, Der Bauernkrieg, München 2024

>>>  August Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit, München 1914

>>>  Thomas Kaufmann: Der Bauernkrieg. Ein Medienereignis. Freiburg i. Br. 2024

1) Hinweise zu den Autoren der Quellen:

- Lorenz Fries (1490-1550) bischöflicher Sekretär, Rat und Archivar in Würzburg

- Ignaz Gropp (1695-1758) Benediktiner Mönch und Historiker in Würzburg

- Wilhelm Zimmermann (1807-1878) Theologe, Historiker, Abgeordneter